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220 km Wanderruderstrecke auf dem Ebro erkundet
(2005-10-28 22:01:00) Im Oktober dieses Jahres kamen vom Seeclub Zug erfahrene Ruderer, um diese Strecke am unteren Ebro, über die es keine verlässlichen Auskünfte gab, für eine Wanderfahrt im kommenden Jahr zu erkunden.

Sie haben dabei nicht improvisiert, sondern kamen bestens vorbereitet nach Aragonien und Katalonien. Sie hatten dataillierte Satelliten-Bilder und -Karten, zwei getrennte GPS-Systeme, und zwei Mountainbikes im Auto. So kamen sie auch an schwer zugängliche Stellen, entweder zu Fuss oder per Rad vorwärts. Für den katalonischen Teil war vor Ort eine sehr detaillierte Karte mit ausführlichem Begleitbuch zu bekommen, und zwar viersprachig (aber kein Deutsch).



Es handelt sich um einen Fluss, der das ganze Jahr über auch bei Trockenperioden genug Wasser führt (am wenigsten im September). Zumeist hat er Strömung und auch Wirbel, auf langen strecken ist er aber durch die Staustufen auch ein stilles Gewässer. Gute Anlegestellen gibt es im unteren, katalonischen Teil sehr zahlreich.

Los geht es im kleinen Ort Escatrón, Aragonien, und dann voraussichtlich in 5 Etappen bis zur Mündung im Ebro-Delta. Dabei sind einige Hindernisse wie Staudämme, Stromschnellen und eine Schleuse zu überwinden. Deshalb wird die Reise in eigenen Booten mit Anhänger und Begleitfahrzeug geplant. Es ist bereits alles vorgesehen, von den Etappenzielen über die Zwischenhalte bis hin zur Unterkunft und Kulturprogramm.

Auf der Strecke sind verschiedene Rudervereine, die aber in der Regel mit Wanderrudern nichts am Hut haben und von denen nicht allzuviel Unterstützung zu erwarten ist, mit Ausnahme von den Vereinen in Mequinenza und Amposta. Hier wird nur Rennrudern betrieben. Einer der zur Freizeitgestaltung und für Fitness rudern will, hat in Spanien zunächst wohl nur in der Region Madrid und evtl. Sevilla eine Chance. Wanderrudern ist ein Fremdwort.

Eine wertvolle Unterstützung kam vom deutsch-spanischen Ruderer Axel Müller, der in Amposta ein Leistungszentrum für sechs Sportarten leitet. Auch ein spanischer Ruderer aus Zaragoza konnte gute Tips geben, denn er furh die Strecke bereits einmal, abwechselnd im Kajak und im Skiff.

Nach seiner Auskunft ist auch parallel zum Ebro, weiter flussaufwärts der Königliche Aragonien Kanal von Tudela bis Zaragoza befahrbar. Das sind zusätzliche etwas mehr als 100 km ohne Unterbrechung. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass er schon mal über eine kleinere Stromschnelle gefahren ist, die aber ohne Weiteres zu überwinden ist. Auf jeden Fall wäre es anzuraten, auch diese Strecke vorher zu erkunden.

Auf der nunmehr erkundeten Strecke ist mit gelegentlichen Zusammentreffen mit Deutschen zu rechnen, die aber ein anderes Ziel haben: Angeln, und zwar nicht etwa irgend etwas sondern Waller. Das sind riesige Welse, die von deutschen Anglern selbst im Stausee Mequinenza ausgesetzt wurden. Am gleichnamigen Ort, mit zwei Rudervereinen, wird reglemässig Deutsch gesprochen. Davon zeugen auch die vielen Fotos und Fischtrophäen in den Kneipen des Ortes.

In Spanien stehen noch weitere Strecken zur Erkundung an, vor allem der Guadalquivir zwischen Córdoba und dem Atlantik, sowie der Duero im Norden des Landes. Dieser Fluss, Douro, ist in Portugal bereits mehrfach von internationalen Mannschaften, auch Seeclub Zug, befahren worden, und zwar mit lokalen Inrigger-Booten. Dieser portugiesische Teil ist ab spanischer Grenze durchweg schiffbar und verfügt über spektakuläre Schleusen, da ein grosser Höhenunterschied zu überwinden ist.

Auch in Spanien sind diese leichten 4+ Inrigger-Boote (yolas) verfügbar, werden jedoch ungern verliehen, da darin spanische Meisterschaften ausgefahren werden (siehe auch Stichwort "Ententeichrudern" bei Google).

Volker F. Nüttgen
San Lorenzo de El Escorial
Madrid
www.weRow.com - April 19th, 2024 02:58:51 AM