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Hessen bietet gute Bedingungen, der Boom bleibt jedoch aus
(2003-11-03 12:20:47) Acht hessische Athleten waren bei den Ruder-Weltmeisterschaften im August in Mailand am Start. Reinhard Schintze, Vorsitzender des Hessischen Ruderverbandes (HRV), erfüllt dies mit ein bisschen Stolz. "Wenn man bedenkt, dass es im Gegensatz zu anderen Bundesländern keinen Olympia-Stützpunkt in Hessen gibt, ist das eine beachtliche Leistung." Schintze führt die recht große Zahl der Hessen unter den 65 WM-Teilnehmern unter anderem auf die guten Trainingsmöglichkeiten im Land zurück.


Die werden auch vom mehrfachen Weltmeister Marcel Hacker geschätzt, der vor vier Jahren seinen Trainingsort von Magdeburg nach Eschwege verlegte. Seitdem zieht er auf dem dortigen Werratalsee seine Runden. Der 26 Jahre alte Athlet vom Casseler Frauen-Ruder-Verein verlor bei der WM im Finale zwar sein erstes Rennen seit zwei Jahren, doch auch die Silbermedaille ist für den HRV-Chef ein Erfolg. "Er ist ein Ausnahmetalent", schwärmt Schintze.

Doch trotz erfolgreicher Sportler in den eigenen Reihen kann der Vorsitzende des Landesverbandes, der seinen Sitz in Frankfurt hat, kein gestiegenes Interesse am Rudern feststellen. "Beim Rudern hat es nie einen Boom wie beim Tennis oder Golf gegeben." Berücksichtige man jedoch, dass die anderen traditionellen Sportarten kontinuierlich Mitglieder verlieren, dann "stehen wir noch ziemlich gut da". Mit 10 000 offiziell gemeldeten Ruderern liegt die Zahl seit mehr als 20 Jahren auf einem gleich bleibendem Niveau. Damit ist Hessen nach Nordrhein-Westfalen und Berlin einer der Mitglieder stärksten Landesverbände.

Als entscheidend für die Entwicklung des Ruderns in Hessen betrachtet Schintze den Schulsport: "An vielen Gymnasien steht Rudern auf dem Stundenplan." Mittlerweile kämen ein Fünftel der aktiven Mitglieder aus Vereinen, die einer Schule angeschlossen seien. "Das geht noch auf Kaiser Wilhelm den I. zurück, der über die Schulen zukünftige Soldaten für die Marine rekrutieren wollte."

Überhaupt wird Tradition in den 60 hessischen Rudervereinen groß geschrieben. Der Gewissheit, dass Rudern zu den ältesten olympischen Sportarten gehört und dass der Deutsche Ruderverband (DRV) der älteste Sportbund in Deutschland ist, fühlt man sich auch in Hessen verpflichtet. Nur von dem oft noch anhaftendem Etikett des elitären Sports will Schintze nichts wissen. "Wir sind traditionsbewusst, nicht versnobt", macht der HRV-Vorsitzende, der in einem Kasseler Ruderverein seinem Hobby nachgeht, deutlich. "Schließlich kann jeder zu uns kommen und mitrudern."
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